Unvergesslich geht auch ohne peinlich
Junggesellenabschied - Ein kleiner Knigge
Eine bedröppelt drein blickende, dicke Hummel steht auf der Fördefähre von Kiel nach Laboe und verkauft Naschis und Schnäpse an die Passagiere. Die Hummel ist eigentlich eine werdende Braut im flauschigen Kostüm. Um sie herum ein dutzend perfekt gestylte Mädels mit kleinen, dezenten Glizterflügelchen im Haar. Sie kichern und genießen die Show – nur die Braut, die würde am liebsten über Bord springen. Weil es ihr superpeinlich ist und sie nicht gerne im Mittelpunkt steht – schon gar nicht als dicke fette Hummel unter lauter feschen Bienen. Szenenwechsel: Ein top gelauntes, pinkfarbenes Kaninchen hüpft durch die Fußgängerzone und sammelt lustige Sofortbild-Kamera-Selfies mit Passanten. Seine Kumpels stehen grölend und mit einer Pulle in der Hand daneben. Die Jungs haben einen super Tag. Und zwar alle, inklusive Kaninchen.
Ein Brautpaar, zwei Junggesellenabschiede, zwei Kostüme. Aber ein Kostüm ist zu viel, nämlich das der Hummel. Schade, hätte die Trauzeugin das Kostüm weggelassen und statt dem Förde-Faschings-Trip einfach einen tollen Ausflugstag organisiert, hätte die Braut womöglich einen Tag ganz nach ihrem Geschmack erlebt. So aber wird sie Hummeln zukünftig wohl aus dem Weg gehen, und vielleicht auch ihrer Trauzeugin. Eigentlich ist ein Junggesellenabschied ein schöner Brauch. Und im Grunde stehen einem für diesen Tag alle Türen und Tore offen. Eines sollte diesem Tag jedoch als aller wichtigstes zu Grunde liegen: Heute steht die Braut oder der Bräutigam im Mittelpunkt – und zwar so, wie diese Spaß haben werden, und nicht wie die anderen Beteiligten es lustig finden könnten. Damit es ein Tag wird, vor dem sich die Braut nicht graut oder der Bräutigam sich niemals mehr erinnern kann, hier einige kleine Anregungen für einen gelungenen Junggesellenabschied. Wer organisiert? Zumeist liegt die Organisation in den Händen der Trauzeugen. Sie bringen das ganze Vorhaben ins Rollen und ziehen währenddessen die Fäden. Mittlerweile gibt es sogar ein, zwei Agenturen, die die Organisation professionell übernehmen. Hier stellt sich jedoch die Frage: Braucht man das wirklich und: passt das ins Budget? Die Gruppe Eingeladen wird, wen die Brautlaute gerne dabei hätten: Beste Freunde, vermisste Freunde, die mittlerweile weit verstreut wohnen, tolle Kollegen... Hinzu kommen die lieben Verwandten (aber wirklich nur die Lieben!). Meist also wird es eine ziemlich bunte Mischung. Fakt ist: Nicht alle Hochzeitsgäste müssen auf dem Junggesellenabschied dabei sein. Und: Nicht alle, die beim Junggesellenabschied dabei sind, müssen auch zur Hochzeit geladen sein. Der Termin
Ein Tag, ein Wochenende oder einen langen Abend lang – egal über welchen Zeitraum sich der Junggesellenabschied gestaltet, der Termin sollte unbedingt frühzeitig abgestimmt werden. Hierzu eignen sich Online-Terminfinder wie zB. Doodle. Grundsätzlich macht es Sinn, den Termin ein, zwei Wochen vor die Trauung zu legen. So hält das Feierfeeling noch an und schwappt im besten Falle über auf das eigentliche Fest. Ein No-Go ist wiederum ein Junggesellabschied am Tag direkt vor der Trauung. Monatelang wird die Hochzeit geplant und herbeigesehnt und dann haucht der lallende Bräutigam mit einer Fahne sein Ja-Wort ins Brautgesicht. Was für eine Schnapsidee! |
Die Organisation
Läuft der Junggesellenabschied, ist bereits das Gröbste geschafft, denn oft ist die Organisation das komplizierteste, da viele Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen. Hier sollte daher der Einfachheit halber gelten: Der Trauzeuge hat den Hut auf und das letzte Wort. Wenn möglich spricht dennoch nichts gegen ein kurzes Vorabtreffen aller Beteiligten, um Ideen auszutauschen und kleine Aufgaben zu verteilen. Und: Lange, nervige Abstimmungs-Emails werden so vermieden. Die Kosten Gut gehen lassen, aber realistisch bleiben: Am besten man bestimmt im Plenum eine bestimmte Summe und zahlt diese in eine gemeinsame Kasse ein. Die Summe sollte zu JEDEM Teilnehmer passen – ob Student oder Vollverdiener. Das Geld verwaltet der Trauzeuge. Während des Tages selbst kann so alles aus einer Kasse bezahlt werden und man bewahrt den Überblick über die Finanzen. Das Outfit Dies ist eine Frage des Stils – und zwar dem der Brautleute: Ein blauplüschiger Schlumpf, eine wilde Matrosenbraut – Verkleidungen können lustig sein. MÜSSEN sie aber nicht. Wenn man aber auf ein Erkennungszeichen gar nicht verzichten mag, geht es auch dezent. Alle tragen den gleichen Schlümpfe-Button oder sind maritim in blau-weißen Farben gekleidet. Die Promille-Dosierung Liegst Du schon oder feierst Du noch Junggesellenabschied? Mächtig viel Alkohol ist das erste, was man mit einem Junggesellenabschied in Verbindung bringt. Dies ist wie bei allen anderen Dingen jedoch auch eine Frage des Geschmacks. Einige Cocktails zu schlürfen mögen viele. Aber ein Bierhelm oder ein Sangria Eimer für die zierliche Braut, bei der sonst bereits nach einem Glas Prosecco die Lampen ausgehen, bringt niemanden weiter. Go Go Tänzer - ein No Go?! Die einen finden es lustig, sogar erotisch und sind der Meinung, es gehört zu einem standesgemäßen Junggesellenabschied dazu. Andere wiederum fühlen sich von einem halbnackten Fremden in Polizeiuniform oder einer wackeligen Bauchtänzerin einfach nur peinlich berührt. Sollte dies der vermutliche Fall bei der zukünftigen Braut oder dem Bräutigam sein, gibt es einen einfachen Tipp: Spart Euch das Geld. Und investiert somit gleichzeitig indirekt in Eure Freundschaft zu den Brautleuten. Auf Nummer Sicher Kein Junggesellenabschied darf wegen zu viel Regen ins Wasser fallen, daher sollte man unbedingt einen kleinen Alternativplan für schlechtes Wetter bereit halten. Und: Es sollte ein Vertrauter der Braut oder des Bräutigams eingeweiht werden, um behutsam zu verhindern, dass diese am Tag X wichtige Termine geplant haben. Davon gibt es im Zuge von Hochzeitsvorbereitungen ja so einige. Kreativ statt Null-Acht-Fünfzehn Bauchladen, bedrucktes T-Shirt und Bollerwagen – ein Junggesellenabschied kann genau das sein, oder ganz anders. Wie wäre es mit einem Tagesausflug zu einem Ort, der für die Braut oder den Bräutigam eine ganz besondere Bedeutung hat? Auch unvergesslich werden könnten eine entspannte Fahrradtour inklusive Picknick und kleinen Überraschungs-Stopps, ein Tanz-Tag auf einem Festival, eine Pyjama-Popcorn-Schnulzen-Nacht, ein Tag mit Freunden im Fußballstadion, ein Segeltörn inklusive Captains Dinner, ein actionreicher Tag am Strand, ein Cocktailmix – oder Bierbraukurs. Schlicht und einfach: Ein Tag, an sich alle gerne zurück erinnern. Mit vielen Freunden und viel Freude, die zusammen eins erreichen können: Die Vorfreude auf die Hochzeit noch größer machen. Katharina Troch (erschienen in Hochzeit Schleswig-Holstein, November/2015) |